Gülcan Özakin-Petersen

Mit 18 Jahren zog sie Hals über Kopf von Zuhause aus, um in Berlin Germanistik und Geographie auf Lehramt zu studieren. Es war der "Befreiungsschlag", auf den Gülcan so lang gewartet hatte. Im Studium lernte sie dann den einfühlsamen und vor allem belesenen Björn Petersen kennen. Sie war sofort hin und weg von diesem Mann, der so gar nicht in das Bild eines traditionellen türkischen Ehemannes passte. Sie wusste, dass es für beide nicht leicht werden würde, weshalb sie Björn gegenüber ihren Eltern erst einmal verheimlichte. Dieses Versteckspiel nahm jedoch ein jähes Ende, als Gülcan mit Miriam schwanger wurde. Um ihr Glück nun perfekt zu machen, wollte sie Björn noch vor der Geburt heiraten. Ihre Eltern hatten demnach nicht nur den Schock zu verdauen, dass ihre geliebte Tochter einen Deutschen heiraten wird, sondern auch dass diese zu allem Überfluss bereits von diesem "Ungläubigen" schwanger war. Am Abend vor der Hochzeit stand ihre Familie am Rande einer Kernschmelze, wobei ihr Vater Mustafa das Epizentrum bildete. Dabei wünschte sie sich an diesem Abend, dass ihr Vater in ihren Augen das lesen würde, was sie ihm nicht sagen konnte – es war förmlich ein Trauerspiel in fünf Akten.

Nach der Hochzeit überredete dann ihre Mutter Aylin sie dazu, zurück nach Kiel zu ziehen, damit sie ihr Enkelkind in ihrer Nähe wissen konnte. Gülcan fand eine Stelle an der Theodor Mommsen Gemeinschaftsschule in Kiel und Björn erfüllte sich seinen Lebenstraum mit der Eröffnung seiner eigenen kleinen Buchhandlung. Mit Björns "zweiter Identität" als rockiger Schlagzeuger konnte Gülcan, die Country-Musik bevorzugt, zunächst nichts anfangen. Doch als Björn sie um Hilfe bei der Erstellung neuer, gesellschaftskritischer Musiktexte bat, entdeckte Gülcan in sich die bereits im Germanistikstudium zutage getretene Hobbypoetin wieder. In ihren Texten verarbeitet sie neben ihrer eigenen Geschichte Gefühle und Gedanken aus ihrem Alltag in der Küstenstadt.