Mustafa Özakin

Nach dem Tod seiner geliebten Frau Aylin fragt sich Mustafa Özakin oft, was ihn eigentlich noch in Deutschland hält.

Die Schneiderei läuft trotz des Todes seiner Frau so gut wie seit Jahren nicht. Er ist gesund und wird, so alles klappt, in sieben Jahren in Rente gehen können. Aber was ist schon der Ausblick auf den ruhigen Lebensabend wert ohne eine Person, die diesen mit ihm teilt? Auch fühlte sich Mustafa nie ganz angekommen in Deutschland. Er wurde in der Türkei 1959 als viertes von fünf Kindern geboren und immigrierte 1971 mit seinen Eltern nach Deutschland, die als Gastarbeiter im Rahmen des Anwerberabkommens in die BRD kamen. Mustafa empfand die Migration als Zusammenprall der Kulturen und Lebensweisen. Er lernte begierig Deutsch, wobei er bereits als junger Erwachsener seine limitierten Möglichkeiten im Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten aufgezeigt bekam. Mit Anfang 20 übernahm er als "männliches Oberhaupt" der Familie die Schneiderei der Eltern, wobei er auf die Unterstützung und Hilfe seiner zwei Schwestern zum Erhalt dieser angewiesen war.

Den Lebensmittelpunkt der Familie bildet dabei ihr Mehrfamilienhaus in Kiel Gaarden. Hier fühlt sich Mustafa als Teil der türkischen Gemeinschaft und kann, wie schon seine Eltern, die Traditionen der Familie pflegen und bewahren. Einen Höhepunkt stellt dabei die alljährliche Reise zu seinen Brüdern in der Türkei dar. Gerade für seine einzige Tochter Gülcan hätte er sich deshalb einen türkischen Mann gewünscht. Mustafa hatte auch schon einen ganz bestimmten Mann ins Auge gefasst: den erfolgreichen Jungunternehmer und Sohn türkischer Freunde Akin Amady. Mit dem traditionsbewussten Unternehmer an ihrer Seite hätte sie ausgesorgt. Wie sich Gülcan stattdessen für den wenig männlich wirkenden und dazu noch mittellosen Buchhändler Björn Petersen entscheiden konnte, wird Mustafa wohl nie verstehen.

Beziehungen von Mustafa

Baltic Crime Stories

Die Baltic Crime Stories sind ein Angebot der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Das Vorhaben wurde durch den PerLe-Fonds für Lehrinnovation aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL17068 gefördert.